Leitmesse zur Digitalisierung im Gesundheitswesen

Berlin, 28.04.2023. Vom 25. bis 27. April 2023 hat die Medizininformatik-Initiative (MII) ihre aktuellen Ergebnisse und Ziele in der neuen Förderphase auf der DMEA in Berlin präsentiert. Die Initiative will Daten aus der Routineversorgung digital für die medizinische Forschung bereitstellen. Die Forschung hilft durch die Analyse dieser Daten, Krankheiten besser zu erkennen, zu behandeln und ihnen möglichst wirkungsvoll vorzubeugen.

DMEA 2023

Die MII informierte am Messestand des TMF e.V., der die MII-Koordinationsstelle leitet, über die Fortschritte beim Aufbau der dezentralen Forschungsdateninfrastruktur in Deutschland. Bundesweit wurden an den Universitätskliniken sowie an einer nichtuniversitären Klinik sogenannteDatenintegrationszentren (DIZ) errichtet. Diese Zentren werden der Wissenschaft ein breites Spektrum medizinischer Daten datenschutzkonform zur Verfügung stellen. Die Forschungsergebnisse sollen direkt in die Versorgung zurückfließen, damit Patientinnen und Patienten unmittelbar von den Erkenntnissen profitieren können.

Ziele der neuen Förderphase: Ausbau des Forschungsdatenportals und Vernetzung mit weiteren Akteuren

Logo Forschungsdatenportal für Gesundheit

Das im Oktober 2022 im Rahmen der MII veröffentlichte Deutsche Forschungsdatenportal für Gesundheit (FDPG) bietet erstmals die Möglichkeit, die verfügbaren Datenbestände aus der Versorgungsdokumentation aller deutschen Universitätskliniken über einen zentralen Zugang abzufragen und zu beantragen. In einer Testphase ist das Portal zunächst für Forschende aus der MII geöffnet. In der aktuellen Förderphase der MII (2023-2026) wird die MII das FDPG weiter ausbauen und für MII-externe Forschende öffnen. Außerdem werden weitere Datenintegrationszentren - auch an nichtuniversitären Standorten - aufgebaut und an die MII-Infrastruktur angeschlossen werden. Darüber hinaus werden diverse neue klinische Anwendungsfälle gefördert, um den praktischen Nutzen der IT-Lösungen aufzuzeigen.

Außerdem will sich die MII mit weiteren Initiativen wie dem Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) und der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) noch stärker vernetzen. Die MII legt mit ihrer Infrastruktur auch die Grundlagen für die Anbindung Deutschlands an den European Health Data Space (EHDS).

„Eine gemeinsame Gesundheitsdatenarchitektur im deutschen Gesundheitswesen muss einen dezentral-föderierten Datenaustausch ermöglichen sowie international an den europäischen Gesundheitsdatenraum anschlussfähig sein“, so Sebastian C. Semler, TMF-Geschäftsführer und Leiter der MII-Koordinationsstelle.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die MII bis 2026 mit insgesamt über 400 Millionen Euro. Zudem fördert das BMBF „Digitale FortschrittsHubs Gesundheit“. In diesen Pilotprojekten werden Daten aus der regionalen und ambulanten Versorgung in die Strukturen der MII integriert.

Einblicke in die MII-Arbeiten

Die MII war vielfach im Programm der diesjährigen DMEA vertreten, zum Beispiel in der Kongress-Session „Neue Perspektiven der Gesundheitsdatennutzung und -auswertung“, moderiert von Sebastian C. Semler, TMF-Geschäftsführer und Leiter der MII-Koordinationsstelle. Bei der Session wurde diskutiert, wie Daten insbesondere aus der primären Patientenversorgung rechtssicher erhoben, verarbeitet und genutzt werden können. Alexander Wahl, Partnermanager bei der Thieme Compliance GmbH, stellte eine digitale Lösung vor, um den „Broad Consent“ der MII am Klinikstandort zu erfassen. Das Tool E-ConsentPro soll den Einwilligungsprozess und die weitere Verwaltung der Einwilligung erleichtern. DenMustertext für die Zustimmung von Patientinnen und Patienten zur Datennutzung für Forschungszwecke hatte die MII 2020 verabschiedet.

 

DMEA 2023 DISTANCE
Dr. Denise Molinnus, Universitätsklinikum RWTH Aachen

Dr. Denise Molinnus, Universitätsklinikum RWTH Aachen, präsentierte den Zwischenstand im DISTANCE-Projekt, einem der sechsDigitalen FortschrittsHubs Gesundheit. Das Verbundprojekt widmet sich der Bereitstellung von Routinedaten zur Erforschung von Symptomen, die bei Patientinnen und Patienten nach intensivmedizinischer Behandlung auftreten können. Die im Projekt entwickelte PICOS-App startet in Kürze am ersten Standort Aachen in die Pilotphase. Dem vorausgegangen ist eine Vorstudie, die den Einsatz der App optimieren soll.

Dr. Danny Ammon, Leiter des Datenintegrationszentrums am Universitätsklinikum Jena, erläuterte in einem Seminar die Erfahrungen mit verschiedenen Interoperabilitätsplattformen aus Sicht eines Datenintegrationszentrums.

Austausch und Vernetzung der Digital-Health-Community

DMEA 2023 Ammon
Dr. Danny Ammon, Universitätsklinikum Jena, am Stand der Medizininformatik-Initiative

Die drei Messetage standen auch im Zeichen der Vernetzung von MII-Beteiligten und -Partnern. So waren unter anderem das SMITH-Konsortium, der MII-Standort Universitätsklinikum Erlangen sowie der MII-Industriepartner ID GmbH & Co. KGaA mit eigenen Ständen auf der DMEA vertreten. Informationen zum HiGHmed-Konsortium waren am Stand des Berlin Institute of Health (BIH) erhältlich. Auch die im Rahmen der MII entwickelten berufsbegleitenden Master-Studiengänge „Biomedizinische Informatik und Data Science“ und „eHealth and Communication“ präsentierten sich auf der Messe. Anlässlich der DMEA wurde zudem das ersteMIRACUM-DIFUTURE-Journal veröffentlicht.

DMEA 2023 Eingang

 

 

Auch die DMEA zog ein positives Fazit. An Europas wichtigster Digital Health-Veranstaltung nahmen mehr als 16.000 Besucherinnen und Besucher, über 700 Ausstellerinnen und Aussteller und 300 nationale und internationale Speaker teil. Auf dem Berliner Messegelände wurden Innovationen rund um die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorgestellt – von Telemedizin und KI-Anwendungen über medizinische Informationssysteme bis hin zu IT-Infrastruktur.Bundesgesundheitsmister Prof. Dr. Karl Lauterbach eröffnete die DMEA am 25. April. Eine bessere Vernetzung, sowohl in Europa als auch mit Forschenden in den USA, solle Deutschlands Position in der KI- und Digitalisierungsforschung verbessern.

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