Das Konsortium HiGHmed bündelt und integriert Kompetenzen von zehn Universitätskliniken und medizinischen Fakultäten sowie weiteren Partnern aus Wissenschaft und Industrie mit dem Ziel, innovative Informationsinfrastrukturen zu entwickeln und so einen schnelleren Transfer von Ergebnissen aus der Forschung in die klinische Praxis zu ermöglichen.
Das Konsortium HiGHmed wird in der Ausbau- und Erweiterungsphase seit Januar 2023 vom BMBF gefördert.
Die MII baut seit 2018 Dateninfrastrukturen an den Universitätskliniken auf. Anhand vielfältiger Anwendungsfälle – von der Intensiv- bis zur Krebsmedizin – demonstrierten die MII-Partner bereits den Mehrwert ihrer IT-Lösungen in der Praxis. Im Fokus der Ausbau- und Erweiterungsphase (2023-2026) steht eine erweiterte Zusammenarbeit zwischen den Universitätskliniken und deren Kooperation mit neuen Partnern, insbesondere auch aus der regionalen Versorgung.
Faktenblatt zum HiGHmed-Konsortium
Datenintegrationszentren
Die Partner arbeiten organisations- und institutionsübergreifend zusammen, um einen Verbund von Datenintegrationszentren aufzubauen und diesen in den Folgejahren qualitativ und quantitativ auszuweiten. Dabei haben sie den Anspruch, auf Basis von internationalen Standards innovative und interoperable Datenintegrationslösungen und Methoden zu entwickeln sowie deren Mehrwert für Forschung und Versorgung zu belegen.
Anhand von drei wissenschaftlich anspruchsvollen klinischen Use Cases in den Bereichen Onkologie, Kardiologie und Infektionskontrolle werden die Datenintegrationszentren beispielhaft demonstrieren, wie Daten, Informationen und Wissen aus Krankenversorgung sowie klinischer und biomedizinischer Forschung zum Wohle von Patienten über die Grenzen von Standorten hinweg verknüpft werden können. Zur effizienten Datennutzung zwischen den Einrichtungen setzt das Konsortium auf offene, standardisierte und interoperable Lösungen, die auf andere klinische Anwendungsfälle übertragen und nachhaltig in den Betrieb der Universitätsklinika integriert werden können. Datenschutz und Datensicherheit haben dabei höchste Priorität.
Use Cases
Use Case Onkologie: Gezieltere Krebsbehandlung durch übergreifenden Wissensaustausch
Der Use Case Onkologie befasst sich mit der Herausforderung, enorme Datenmengen aus der Genomsequenzierung und Radiologie in die klinische Praxis zu integrieren. Ein virtuelles Onkologiezentrum wird den Behandlungsverlauf von Krebspatienten veranschaulichen und den Kliniken, Forschungseinrichtungen, Ärzten und Patienten als Austauschplattform dienen. So sollen ähnliche Krebsfälle besser erkannt und eine individuelle patientenorientierte Behandlung ermöglicht werden.
Use Case Kardiologie: Früherkennung und Vermeidung von Krankheitsschüben bei Langzeit-Verläufen
Im Use Case Kardiologie werden neben klinischen Daten neue, mobile Diagnosetechnologien für die Langzeitbeobachtung von chronisch Kranken erprobt. Sie ermöglichen es, umfangreiche und mitunter sehr spezifische Daten zu erfassen. Diese Daten können genutzt werden, um bei Patienten mit einem hohen Risikopotential für kardiovaskuläre Erkrankungen frühzeitig Verschlechterungsschübe zu erkennen und somit langfristig Krankenhausaufenthalte und die Sterblichkeitsrate zu verringern.
Use Case Infektionskontrolle: Krankenhausinfektionen verstehen, vorhersehen und verhindern
Im Use Case Infektionskontrolle wird ein Softwaresystem zur Analyse verschiedener Datenquellen aus Krankenhäusern entwickelt, um potenzielle Ausbrüche von Krankenhausinfektionen frühzeitig zu erkennen und Patienten so besser zu schützen. Das automatisierte Frühwarnsystem wird mithilfe von Algorithmen Erregerübertragungen und -cluster in Krankenhäusern frühzeitig identifizieren und dabei auch multiresistente Keime und ihre Transmissionswege innerhalb und zwischen den Kliniken aufzeigen. Das System soll helfen, Übertragungen zu vermeiden und Ausbrüche schnell zu stoppen sowie mögliche Gründe für Übertragungen und Ausbrüche zu identifizieren. In der Folge soll es helfen, Interventionsstrategien zu optimieren.
Datennutzungskonzept
HiGHmed erarbeitet ein detailliertes Datenschutzkonzept, das die standortspezifischen Regularien der Datenintegrationszentren und die Anforderungen aus den jeweiligen Use Cases berücksichtigt. Das HiGHmed-Datenschutzkonzept wird auf den generischen Datenschutzkonzepten der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF) basieren, die 2014 in der TMF-Schriftenreihe erschienen sind. Details des HiGHmed-Datenschutzkonzeptes wurden während der Konzeptphase gemeinsam erarbeitet und adressieren unter anderem den Datenfluss, die Identifizierung der rechtlichen Grundlage, Ursprung und Bestimmung von Daten sowie die Anwendung technischer und organisatorischer Maßnahmen. Das HiGHmed-Datenschutzkonzept wird aktuell weiter entwickelt, um die noch nicht verabschiedeten Anpassungen der deutschen Regelungen an die Europäische Datenschutzgrundverordnung aufzunehmen. Die Abstimmung erfolgt dann über die Datenschutzplattform der TMF.
Maßnahmen zur Stärkung der Medizininformatik
Vernetzt – digital – praxisorientiert: Stärkung der Medizininformatik-Lehre
HiGHmed nutzt die herausragende Expertise der Projektpartner im Bereich der Lehre, um die Aus- und Fortbildung in der Medizininformatik bei allen Berufsgruppen im Gesundheitswesen zu stärken. Im Vordergrund steht dabei auch die Erhöhung des Frauenanteils in der Medizininformatik. Um diese Ziele zu erreichen, erarbeitet HiGHmed verschiedene Trainings- und Ausbildungskonzepte:
- Entwicklung eines standortübergreifenden Lehr- und Fortbildungsprogrammes
- Aufbau einer rechtskonformen Betriebsplattform
- Online-Informationsmodule für PatientInnen, ProbandInnen und BürgerInnen
- Vergabe von HiGHmed-Zertifikaten zum Nachweis erfolgreicher Teilnahme

Ziel des Konsortiums HiGHmed (Heidelberg - Göttingen - Hannover Medical Informatics) ist die Entwicklung und Nutzung innovativer Informationsinfrastrukturen, um die Effizienz klinischer Forschung zu steigern und Forschungsergebnisse schneller in validierbare Verbesserungen der Patientenversorgung umzusetzen.
In der Konzeptphase wurden Konzepte entwickelt, um Organisations- und Institutionsübergreifend, mit internationaler Anschlussfähigkeit, einen Verbund von vier Datenintegrationszentren an den Standorten aufbauen und in den Folgejahren auf höchstem Niveau qualitativ und quantitativ ausbauen zu können.
Verbunden ist damit der hohe Anspruch, innovative, international interoperable Datenintegrationslösungen und Methoden zu entwickeln, sowie deren Mehrwert für Forschung und Versorgung zu belegen. Überdies entsteht in der Kooperation ein Entwicklungsprogramm für die Lehre und den Aufbau wissenschaftlichen Nachwuchses - neu orientiert an modernen Lehrmethoden mit digitalen Medien.
Umsetzungsreife Konzepte wurden in fünf Arbeitspaketen erarbeitet:
- AP1 präzisierte den Aufbau und Verbund der Datenintegrationszentren.
- AP2 formulierte Forschungsstrategien anhand drei ausgewählter medizinischer Anwendungsfälle („Use Cases“). Diese wurden mit Fachvertretern der drei Standorte bereits detailliert, um später gute Chancen zur Validierung der Datenintegrationszentren zu erhalten. Der Use Case „Onkologie“ (Spezialtherapie) fokussiert auf die Integration von Omics-Daten in die klinische Praxis, der Use Case „Kardiologie“ (letale kardiale Risiken) auf Daten trag-/implantierbarer Sensoren und der Use Case „Infektiologie“ (nosologisch übergreifende Infektionsrisiken) auf Versorgungsdaten.
- AP3 detaillierte das Lehr-/Nachwuchsprogramm.
- AP 4 bearbeitete Datenschutz, Ethik und Rechtsfragen.
- Außer der HiGHmed Koordination konzipierte AP5 die externe Kommunikation und das Roll-Out.