5 Fragen an Petra Gröber, Projektleiterin, zum Aufbau eines Datenintegrationszentrums an der Universitätsmedizin Rostock
5 Fragen an Petra Gröber
© SMITH

Um Daten aus der Versorgung für die Forschung verfügbar zu machen, wurden im SMITH-Konsortium bisher sieben Datenintegrationszentren (DIZ) etabliert. Drei weitere universitätsmedizinische Partner bauen derzeit ein DIZ auf, darunter die Universitätsmedizin Rostock (UMR). Hier leitet Petra Gröber den Aufbau. Nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaften und Informatik an der TU Berlin war sie zunächst an der Universität Rostock und dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Geschäftsbereich IT der Universitätsmedizin Rostock tätig. Seit 2018 begleitet sie als Koordinatorin für SMITH an ihrem Standort die Entwicklungen der Medizininformatik-Initiative (MII). Während der Aufbau- und Vernetzungsphase der MII beteiligte sich die UMR am intensivmedizinischen Use Case ASIC und konnte sich an den Funktions- und Arbeitsweisen der DIZ-Partnerstandorte orientieren. In der aktuellen Förderphase von 2023 bis 2026 wird das DIZ der Universitätsmedizin Rostock nun aufgebaut. Petra Gröber spricht in diesem Interview über Herausforderungen, Chancen und Zukunftspläne des DIZ Rostock.

Das Datenintegrationszentrum Rostock war in der Aufbau- und Vernetzungsphase der MII von 2018 bis 2022 Vernetzungspartner – das bedeutet, das DIZ befindet sich derzeit noch im Aufbau. Wie weit sind Sie derzeit mit der Etablierung des DIZ?

Das hat viele Facetten: Wenn wir uns die technische Seite ansehen, stehen wir gut da. Wir sind beispielsweise gerade dabei, unsere ETL (Extract, Transform and Load)-Strecken für die Produktivsetzung zu testen. Dort werden Routinedaten aus der Krankenversorgung extrahiert, standardisiert und harmonisiert im Datenintegrationszentrum gespeichert. Zudem planen wir im Herbst mit den meisten Basismodulen des Kerndatensatzes produktiv zu gehen. Der Kerndatensatz definiert, welche Daten aus der Routineversorgung wie gespeichert werden, damit sie standortübergreifend ausgetauscht und analysiert werden können. Dieser unterteilt sich in Basis- und Erweiterungsmodule. Die Basismodule beinhalten fachübergreifende Daten zu Fall, Person, Diagnosen, Prozeduren, Labordaten und Medikation. Wir arbeiten aktuell an der Bereitstellung dieser Basismodule, ausgenommen Medikation. Organisatorisch ist die Etablierung des DIZ mit einigen standortspezifischen Herausforderungen verbunden, die wir nach und nach erfolgreich bewältigen. Mit der Unterzeichnung des Teilnahmerahmenvertrags sind wir gerade einen großen Schritt vorangekommen und können uns nun an das Deutsche Forschungsdatenportal für Gesundheit (FDPG) anschließen.

Wie fügt sich das DIZ in die bestehende Infrastruktur der Universitätsmedizin Rostock ein?

Während des Aufbaus ist das DIZ organisatorisch dem Dekanat, fachlich dem GB IT zugeordnet. Durch die enge Zusammenarbeit sowohl mit dem GB IT als auch den Forschenden der UMR haben wir uns zu einer wichtigen Schnittstelle entwickelt, die den Aufbau fehlender Strukturen und Services für klinisch Forschende hier am Standort vorantreibt. Das DIZ sehen wir zukünftig als Teil einer dringend benötigten Forschungs-IT.

Welche Services bietet das Datenintegrationszentrum Rostock für Forschende am Standort derzeit an?

Wir sind ja noch im Aufbau und das hat oberste Priorität. Dennoch versuchen wir Anfragen zu Datenlieferungen nach Möglichkeit zu bearbeiten und beraten Forschende zur Antragstellung über das FDPG. Zudem arbeiten wir eng mit dem Team Forschungsdaten der Universitätsbibliothek Rostock zusammen, eine Einrichtung für Forschende, die rund um das Thema Forschungsdatenmanagement und zum Umgang mit Forschungsdaten berät sowie entsprechende Services bereitstellt.

Welche Pläne haben Sie für die Weiterentwicklung des DIZ Rostock?

Generell möchten wir als DIZ künftig drei Säulen abdecken: Datenbereitstellung, Services und Lehre. Neben der Umsetzung der Basismodule des Kerndatensatzes der MII zeichnet sich derzeit eine anschließende Implementierung der Erweiterungsmodule Onkologie und Intensivmedizin ab. Über mögliche Services hatten wir eben kurz gesprochen. Wir möchten ein zentraler Anlaufpunkt für die Forschenden sein, der ihnen Beratung, Services und Tools (u.a. eCRF oder elektronische Laborbücher) zur Verfügung stellt, die ihnen die Arbeit mit Forschungsdaten vereinfachen. In der Lehre wollen wir den Ausbau der Themen Medizininformatik und Forschungsdatenmanagement in den Studiengängen der medizinischen Fakultät vorantreiben, indem wir Lehrveranstaltungen anbieten oder uns daran beteiligen. Zudem ist geplant, Fallsammlungen aufzubauen, die in der Ausbildung der Medizinerinnen und Mediziner eingesetzt werden können. Für die Mitarbeitenden der UMR werden wir Workshops und Schulungen zum DIZ und zur Nutzung der angebotenen Tools anbieten.

Bitte beenden Sie folgenden Satz: Datenintegrationszentren sind eine wertvolle Infrastruktur für die klinische Forschung und Versorgung, weil… 

…sie die Interoperabilität von Forschungsdaten vorantreiben und die standortübergreifende Zusammenarbeit in Verbundprojekten vereinfachen.