Gesundheitliche Probleme, die durch die fehlerhafte Einnahme von unterschiedlichen Medikamenten entstehen können, werden oftmals unterschätzt. Dabei kann dies zu erneuten Krankenhauseinweisungen und erhöhtem Therapiebedarf führen. Besonders betroffen sind ältere Menschen, die häufig mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen. Im Use Case INTERPOLAR arbeiten die vier Konsortien der Medizininformatik-Initiative daran, IT-Lösungen zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit zu entwickeln.

Riskante Medikation erkennen und gezielt eingreifen

Logo INTERPOLAR

Der Use Case INTERPOLAR hat das Ziel, mit einem Algorithmus Krankenhauspatientinnen und 
-patienten zu identifizieren, die ein hohes Risiko für klinisch relevante und beeinflussbare Medikationsprobleme haben. Krankenhausapothekerinnen und -apotheker können sich so gezielt den Patientinnen und Patienten widmen, die von ihrer Beurteilung am meisten profitieren. Durch Expertinnen und Experten ausgewählte Risiko-Trigger unterstützen Krankenhausapothekerinnen und -apotheker dabei gezielt, Patientinnen und Patienten mit einem erhöhten Risiko für Medikationsprobleme zu finden. Damit kann die Risikoeinschätzung in der Routinebeurteilung beschleunigt und die Medikationsanalyse für gefährdete Patientinnen und Patienten fokussiert werden. Begleitende Studien sollen zeigen, dass die IT-gestützte Risikobewertung die Zahl der Arzneimittelzwischenfälle deutlich reduziert. 

Das Projekt gliedert sich in vier Phasen. Zunächst werden an jedem teilnehmenden Datenintegrationszentrum die technischen Voraussetzungen für die Zusammenführung, Analyse und Auswertung der Patienten- und Medikationsdaten geschaffen. Anschließend werden zwei Interventionsstudien an den beteiligten Standorten durchgeführt. In der letzten Phase soll untersucht werden, ob das INTERPOLAR-Setup auch außerhalb eines klassischen Studiensettings mit ähnlichen Auswirkungen auf die Arzneimittelsicherheit eingesetzt werden kann. Schließlich werden die erhobenen longitudinalen Daten genutzt, um Algorithmen zu verbessern, multivariate Vorhersagemodelle zu erschließen und Ursache-Wirkungsbeziehungen für unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu erfassen. 

Medikationssicherheit durch Datenanalysen verbessern

Die Grundlage für die Interventionsstudien in INTERPOLAR lieferte der konsortienübergreifende Use Case POLAR. Von Februar 2020 bis Dezember 2022 wurden dabei Methoden entwickelt und eingesetzt, um personenbezogene Medikationsdaten aus der Routineversorgung sowie den Arzneimittelverordnungen der Apotheken zu erfassen. Ein ausgewähltes Spektrum von Polymedikationen wurde nach den verfügbaren Methoden hinsichtlich Potenziell Inadäquater Medikation (PIM) klassifiziert. Das Projekt hat darüber hinaus maßgeblich zur Abbildung der Medikations- und Laborinformationen im MII-Kerndatensatz beigetragen. INTERPOLAR baut auf den Ergebnissen von POLAR auf und wendet diese in der klinischen Praxis an. Stationsapothekerinnen und -apotheker werden dadurch entlastet, Patientinnen und Patienten können gezielter versorgt werden.

INTERPOLAR wird vom 01.01.2023 bis 31.12.2026 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit über 8 Millionen Euro gefördert.

Weitere Informationen:

https://www.smith.care/de/interpolar/

Interview mit Pharmakologin Prof. Dr. Petra Thürmann und Apothekerin Dr. Beate Mussawy aus INTERPOLAR

Ansprechpartner:

Projektleitung:

Prof. Dr. Markus Löffler

Verbundkoordinator
Konsortialleiter SMITH
Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE)
Universität Leipzig

Prof. Markus Löffler © Universitätskilinikum Hamburg-Eppendorf/Ronald Frommann
Prof. Dr. Markus Löffler
© Universitätskilinikum Hamburg-Eppendorf/Ronald Frommann

Prof. Dr. Renke Maas

Stellv. Verbundkoordinator
Professur für Arzneimitteltherapiesicherheit und Klinische Pharmakologie, Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen

Renke Maas © privat
Prof. Dr. Renke Maas
© privat

Prof. Dr. André Scherag

Stellv. Verbundkoordinator
Direktor des Instituts für Medizinische Statistik, Informatik und Datenwissenschaften (IMSID)
Universitätsklinikum Jena

Prof. André Scherag © Universitätsklinikum Jena
Prof. Dr. André Scherag
© Universitätsklinikum Jena

Projektkoordination:

Dr. Daniel Neumann

Wissenschaftliches Projektmanagement
Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE)
Universität Leipzig

Dr. Daniel Neumann © Swen Reichhold
Dr. Daniel Neumann
© Swen Reichhold

Jenny Kaftan

Administratives Projektmanagement
SMITH-Geschäftsstelle
Universität Leipzig

Jenny Kaftan © Swen Reichhold
Jenny Kaftan
© Swen Reichhold

Partner:

  • Universität Leipzig
  • FAU Erlangen
  • Universitätsklinikum Erlangen
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  • Universitätsklinikum Bonn
  • Universitätsklinikum Heidelberg
  • Technische Universität Dresden - Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
  • Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • Universitätsklinikum Jena
  • Universitätsklinikum Leipzig
  • Ludwig-Maximilians-Universität München – Klinikum
  • Universitätsklinikum Aachen
  • Albert-Ludwigs-Universität Freiburg - Medizinische Fakultät
  • Universitätsklinikum Gießen
  • Universitätsklinikum Halle (Saale)
  • Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
  • Universitätsklinikum Essen
  • Private Universität Witten/Herdecke gGmbH
  • Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (assoziierter Partner)