Personalisierte Medizin soll im Bereich der Krebsbehandlung dazu beitragen, zielgerichtete Behandlungen auffindbar zu machen für Menschen, die von seltenen und/oder schwer behandelbaren Krebserkrankungen betroffen sind. Zu diesem Zweck benötigen die Forscherinnen und Forscher eine möglichst hohe Datenmenge, auf deren Grundlage eine Aussage zur individuellen Therapie getroffen werden kann. Diese Daten liegen in Deutschland an unterschiedlichen Stellen, in unterschiedlicher Form und aus unterschiedlichen Quellen vor. Die zunehmende Digitalisierung bietet nun die Chance, all diese Daten unterschiedlichster Herkunft auf einen Nenner zu bringen, also zu harmonisieren. Mit diesem neu gewonnenen großen Datenschatz sollen bessere, genauere und damit erfolgversprechendere Therapieansätze abgeleitet werden können.

„Das Verbundprojekt PM⁴Onco (Personalized Medicine for (4) Oncology) hat zum Ziel, die Datennutzung zwischen onkologischen Exzellenzzentren zu verbessern, um maßgeschneiderte Therapien zu fördern. Gleichzeitig beabsichtigen wir, diese Daten mit Hilfe fortschrittlicher Methoden der Künstlichen Intelligenz zu nutzen, um neue Signaturen oder Vorhersagen zum Therapieansprechen zu identifizieren.“

Prof. Dr. Dr. Melanie Börries

Logo PM4Onco

Insgesamt haben sich 25 Verbundpartner aus ganz Deutschland in PM⁴Onco zusammengeschlossen, darunter 22 Standorte für Universitätsmedizin aus zehn Bundesländern, um gemeinsam eine tragfähige und vor allem nutzbare Lösung zu erarbeiten. Zusätzlich arbeitet das Vorhaben mit dem Luxemburg Institute of Health zusammen, um perspektivische Möglichkeiten zur europaweiten Nutzung zu berücksichtigen.

PM⁴Onco soll eine dauerhafte Infrastruktur für die sichere Nutzung und den Austausch von Daten aus der klinischen und biomedizinischen Forschung schaffen. Die genaue Analyse genetischer Veränderungen in Tumoren im jeweiligen Erkrankungsstadium ist entscheidend, damit molekulare Tumorboards in den onkologischen Exzellenzzentren die individuell geeignetste Therapie empfehlen können.

„Im Bereich der Onkologie sind in den letzten Jahren viele wichtige Konsortien und Netzwerke entstanden, die über unterschiedliche Datensätze und unterschiedliche Datenverwaltungsstrategien verfügen, so dass eine Interoperabilität der Daten nur begrenzt möglich ist. Mit PM⁴Onco vereinen wir die Expertise und die Vorarbeiten aller vier Konsortien der Medizininformatik-Initiative der Bundesregierung sowie der onkologischen Exzellenzzentren in Deutschland und erweitern sie zusätzlich um die Informationen und Erfahrungen der Krebsregister.“

Prof. Dr. Oliver Kohlbacher

Da die betroffenen Menschen im Fokus stehen, nehmen schon bei der Datenerhebung die Rückmeldungen von Patientinnen und Patienten zu Lebensqualität und Behandlungserfolg eine wichtige Rolle ein. Daher sollen diese Rückmeldungen über Fragebögen erfasst und in die Auswertung integriert werden. Zudem wird das gesamte Projekt durch Patientenvertretungen unterstützend begleitet, um die Perspektive Betroffener einfließen zu lassen. Regelmäßige Workshops für Patientinnen und Patienten sowie Bürgerinnen und Bürger sind ebenso Teil des Projekts wie die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.  

„Eine ganz wichtige Ressource sind die Betroffenen selbst - die Patientinnen und Patienten übernehmen mehr und mehr Selbstverantwortung und können uns einzigartige Informationen liefern, die für andere Erkrankte wiederum von Bedeutung sein können.“

Prof. Dr. Benedikt Brors

Am Ende der vierjährigen Projektlaufzeit sollen sowohl Standards für die notwendigen Daten als auch die entsprechenden Analysen für Molekulare Tumorboards flächendeckend an 23 Datenintegrationszentren (DIZ) in Deutschland festgelegt und durchgeführt werden können. Wichtig ist, dass nicht nur die großen Maximalversorger oder die Exzellenzzentren ihre Patientendaten zur Analyse in ein DIZ einspeisen können, sondern dass diese Möglichkeit auch für kleinere Krankenhäuser und sogar für niedergelassene Arztpraxen bestehen soll. Damit soll die Anzahl von Patientinnen und Patienten, für die eine individuelle, personalisierte Therapieempfehlung erstellt wird, kontinuierlich wachsen.

Ansprechpersonen:

Prof. Dr. Dr. Melanie Börries

Institut für Medizinische Bioinformatik und Systemmedizin
Universitätsklinikum Freiburg
Breisacher Str. 153
79110 Freiburg

Telefon: +49 761 270 84671
E-Mail: melanie.boerries@uniklinik-freiburg.de

Prof. Dr. Dr. Melanie Börries © Universitätsklinikum Freiburg
Prof. Dr. Dr. Melanie Börries
© Universitätsklinikum Freiburg

Prof. Dr. Benedikt Brors

Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Angewandte Bioinformatik (B330)
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg

Telefon: +49 6221 42 3614
E-Mail: b.brors@dkfz.de

Prof. Dr. Benedikt Brors © DKFZ
Prof. Dr. Benedikt Brors
© DKFZ

Prof. Dr. Oliver Kohlbacher

Institut für Translationale Bioinformatik
Universitätsklinikum Tübingen
Schaffhausenstr. 77
72074 Tübingen

Telefon: +49 7071 70458
E-Mail: oliver.kohlbacher@uni-tuebingen.de

Prof. Kohlbacher © Jörg Jäger/Universität Tübingen
Prof. Dr. Oliver Kohlbacher
© Jörg Jäger/Universität Tübingen