Der Digitale Fortschrittshub MiHUBx tritt an, die Vernetzung unterschiedlichster Akteure und Initiativen der Gesundheitsforschung und -versorgung miteinander zu einem zukunfts- wie wachstumsfähigen, nachhaltigen und flexiblen System zu vernetzen.

Dresden, 03.11.2021. Am 1. September 2021 hat der „Medical Informatics Hub in Saxony – MiHUBx“ als einer von sechs regionalen Knotenpunkten digitaler Medizininfrastruktur in Deutschland seine Arbeit aufgenommen. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das für diese Leitinitiative seiner Digitalstrategie bis 2025 insgesamt rund 50 Millionen Euro zur Verfügung stellt, von denen 11,2 Millionen Euro auf MiHUBx entfallen.

Aufgabe der Digitalen FortschrittsHubs Gesundheit ist es, die wegbereitende Arbeit der Medizininformatik-Initiative (MII) zur Digitalisierung in der Medizin aus den Unikliniken heraus – vorerst in großangelegten Pilotprojekten – in alle Bereiche des Gesundheitssystems zu integrieren: von der ambulanten Versorgung in der örtlichen Hausarztpraxis über den stationären Aufenthalt im regionalen Krankenhaus bis zur Versorgung in angeschlossenen Rehabilitations- und Pflegeeinrichtungen. Eingebunden werden sollen neben Akteurinnen und Akteuren der medizinischen Forschung und Versorgung auch Krankenkassen, Patientenvertretungen und Unternehmen. In Sachsen wirken hierfür die TU und das Universitätsklinikum Dresden, die TU und das Klinikum Chemnitz sowie die Hochschule Mittweida eng zusammen.

Drei konkrete Anwendungsfälle im Fokus: diabetische Augenerkrankungen, das Pandemie-Management und die personalisierte Krebsmedizin

Im Hinblick auf die Erkennung und Behandlung von diabetischen Augenerkrankungen setzt MiHUBx am Kern des Problems an: Ein auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierendes, vom jeweiligen Arztpraxisprogramm unabhängiges Entscheidungsunterstützungssystem soll den behandelnden Spezialistinnen und Spezialisten assistieren und so beispielsweise Arbeits- und Zeitaufwände verringern. Ziel ist, dem Widerspruch zwischen der Zunahme diabetischer Augenerkrankungen  und dem Mangel an Fachärzten für Augenheilkunde, vor allem in ländlichen Regionen, entgegenzuwirken.

Die Versorgungsplanung der Krankenhäuser im Falle von schweren Gesundheitskrisen wie der COVID-19-Pandemie bedarf einer zielgerichteten, zeitaktuellen und überregionalen, bundesweiten Vorhersage des Erkrankungsgeschehens, der Bettenauslastung und der Behandlungskapazitäten in Kliniken mit besonderem Augenmerk auf die Intensivmedizin. Das in Sachsen hierfür angewandte Planungs-Unterstützungssystem DISPENSE wird im Rahmen von MiHUBx fortentwickelt und mit Daten und Anwendungen aus dem MIRACUM-Konsortium der MII vernetzt. Angestrebt wird, für die zukünftige Pandemiebekämpfung gut gewappnet zu sein, eine zügigere Patientenzuordnung zu ermöglichen, aber auch wissenschaftliche Erkenntnisse zu Infektionsverläufen und zur Ausbreitung von Krankheitserregern zu sammeln.

Die personalisierte Krebsmedizin hat sich nicht nur die Unterstützung von Medizinerinnen und Medizinern durch digitale Vernetzung und Datenaustausch, sondern auch die Selbstermächtigung von Patientinnen und Patienten auf die Fahne geschrieben und steht damit ganz im Zeichen des verstärkten Austausches zwischen allen Beteiligten: den niedergelassenen Fachärztinnen und -ärzten, den Spezialisten am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) und den Betroffenen selbst, die etwa mittels einer App aktiv am Behandlungsverlauf partizipieren und als Partner der Fachleute ihren Weg durch die Erkrankung und deren Therapie selbst mitgestalten.

Als weiteres Ziel innerhalb des Anwendungsfalls wird die schnelle und umfassende Dokumentation spezieller Patienten verfolgt, die eine breite molekulare Testung erhalten haben: Im Fokus steht hier die Unterstützung der Entwicklung und Beurteilung neuartiger Biomarker – jener charakteristischen biologischen Merkmale, mit deren Hilfe sich Krebserkrankungen klarer klassifizieren und Therapieansätze noch passgenauer auf den einzelnen Menschen zuschneiden lassen. Somit sollen auch Diagnosestellungen und Behandlungsansätze innerhalb der Onkologie im Zuge des MiHUBx-Projektes weiter professionalisiert und vorangebracht werden.

Bei all jenen Vorhaben, dies betont Prof. Dr. Dr. Martin Sedlmayr, Direktor des Zentrums für Medizinische Informatik der Hochschulmedizin Dresden und Verbundkoordinator des FortschrittsHubs, steht die Kommunikation im Vordergrund: „Möglichkeiten von morgen ergeben sich aus der Diskussion der Erfahrungen von heute. Wir wollen einen digitalen Raum schaffen, der wachstumsfähig ist und es allen Beteiligten ermöglicht, zielgerichtet miteinander zu kommunizieren. Leider wird die Kommunikation – der Datenaustausch – häufig durch technische Hürden und Regularien erschwert. Unser Hub erleichtert diese Kommunikation, in dem er Daten strukturierter, kontinuierlicher und umfassender als bisher zur Verfügung stellt.“

Dementsprechend gilt es, in den nächsten Jahren einen digitalen Raum in Sachsen entstehen zu lassen, der Patienten einbindet und sie von modernen und zielgerichteten Therapien profitieren lässt sowie Forschenden bei komplexen Krankheitsbildern schnellen Zugang zu notwendigen Daten für ihre Studien ermöglicht und Medizinern fundierte Entscheidungshilfen bei komplexen therapeutischen Fragestellungen anbietet. Somit soll essentiell dazu beigetragen werden, die Digitalisierung in der Medizin und damit die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Freistaates auf diesem entscheidenden Sektor voranzutreiben.

 

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:

Prof. Dr. Dr. Martin Sedlmayr
Direktor des Zentrums für Medizinische Informatik (ZMI), einer gemeinsamen Einrichtung der Technischen Universität Dresden und des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden
Verbundkoordinator MiHUBx
Telefon: 0351 458-2437
E-Mail (Sekretariat): Nicole.Stephan@ukdd.de

Autorin der Mitteilung:

Dr. Claudia-Silvia Heine
Zentrum für Medizinische Informatik (ZMI)