31.07.2025. In unseren "3 Fragen an..."-Interviews tauschen wir uns regelmäßig mit Expertinnen und Experten aus der Medizininformatik aus. In diesem Interview befragen wir Dr. Fabian Siegel zu seiner Arbeit und der effektiven Nutzung von Gesundheitsdaten. Dr. Fabian Siegel ist Facharzt für Urologie, Kommissarischer Leiter der Abteilung für Biomedizinische Informatik sowie Operativer Leiter des medizinischen Datenintegrationszentrums (DIZ) am Standort Mannheim.
Dr. Fabian Siegel
Dr. Fabian Siegel © Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
Herr Dr. Siegel, was ist Ihr Geheimnis, besonders effizient Gesundheitsdaten für die Forschung zu erschließen?

Ein zentrales Element ist unsere modulare Softwareentwicklungsstruktur. Sie erlaubt es uns, die Stärken und Spezialisierungen unseres Teams gezielt einzusetzen. Dabei hilft uns besonders die Interdisziplinarität im Team – durch das Zusammenspiel von IT, Medizin, Datenwissenschaft und Projektmanagement können wir Herausforderungen ganzheitlich angehen. Zudem profitieren wir stark von der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit allen Bereichen des Klinikums – insbesondere mit den klinischen Fachabteilungen und der Routine-IT. Diese Vernetzung ist entscheidend, um Gesundheitsdaten effizient und qualitätsgesichert für die Forschung nutzbar zu machen.

Welche Hürden haben Sie durchbrechen müssen, um nun digitaler Vorzeigestandort zu sein?

Viele Herausforderungen konnten wir durch eine enge Zusammenarbeit und eine klare Abstimmung mit unseren Partnern im Klinikum sowie in der Forschung frühzeitig identifizieren und so gemeinschaftlich angehen. Diese vertrauensvolle Kooperation hat verhindert, dass aus technischen oder organisatorischen Schwierigkeiten echte Blockaden wurden. Die größte Hürde für uns bestand letzten Endes nicht in der Technik selbst, sondern in einer grundlegenden strategischen Entscheidung: der konsequenten Modularisierung unserer Systemarchitektur. Dieser Schritt bedeutete eine Abkehr von monolithischen Strukturen hin zu flexiblen, wartbaren und erweiterbaren Modulen. Das erforderte nicht nur technisches Know-how, sondern auch eine Veränderungsbereitschaft im Team, strukturelle Anpassungen und teilweise auch ein Umdenken bei gewachsenen Prozessen. Unser Team hat diesen Wandel mit großer Offenheit, Engagement und Fachkompetenz aktiv mitgestaltet. Im Rückblick war diese Entscheidung also ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg, den wir auch weiter so gehen wollen.

Wo hilft Ihnen die interoperable digitale Standardisierung in anderen (Klinik-)Bereichen?

Eine interoperable, digitale Standardisierung schafft die Grundlage dafür, dass klinische und forschungsrelevante Daten sicher, effizient und über Systemgrenzen hinweg genutzt werden können. Davon profitieren wir in mehreren Bereichen: Zum einen ermöglicht sie eine deutlich schnellere und robustere Anbindung neuer Forschungsprojekte an bestehende IT-Strukturen, zum anderen erleichtert sie die Visualisierung komplexer Daten, was sowohl für klinische Entscheidungen als auch für wissenschaftliche Auswertungen von großem Wert ist. Darüber hinaus spielt das Thema Standardisierung eine zentrale Rolle bei der Integration von Startups oder externen digitalen Lösungen: Dank einheitlicher Schnittstellen und klar definierter Datenformate können neue Anwendungen schneller evaluiert, eingebunden und produktiv genutzt werden. So fördern wir Innovation, ohne zugleich die Stabilität und Datensicherheit im Klinikalltag zu gefährden.