Klassischerweise werden Fragebögen auf Papier ausgefüllt. Das führt dazu, dass die Fragebogendefinition (welche Fragen, welche Antworten möglich etc.) und die Fragebogenantworten (welche Antworten ein Patient zu einem bestimmten Anlass konkret ausgewählt hat) direkt innerhalb des gleichen Dokuments vorliegen. In elektronischer Form hingegen benötigt man nur eine einzige digitale Vorlage, auf die ausgefüllte Fragebögen dann verweisen können. Zusätzliche Versionen sind lediglich für bspw. Versionierung und ggfs. Sprachanpassungen notwendig.
Diese Aufspaltung zwischen Vorlage und ausgefüllte Antwort findet sich auch in der aktuellen FHIR-Spezifikation wieder, wo zwischen Questionnaire und QuestionnaireResponse unterschieden wird.
Dieser Modellierungsunterschied scheint hier profan, bringt aber einige Besonderheiten mit sich, die am Ende noch einmal aufgegriffen werden.
Ähnlich verhält es sich mit der Berechnung von Scores auf Basis der gegebenen Antworten. Die meisten Papierfragebögen enthalten Felder für die berechneten Scores.
Art-Decor wurde genutzt, um eine grundsätzliche Modellierung des Datensatzes zu erreichen. In einem weiteren Schritt wurden UML-Diagramme erstellt und um weitere relevante Datenpunkte ergänzt. Achtung: Die Darstellung von verschiedenen Sprachen in einem Fragebogen ist derzeit nicht im Informationsmodell enthalten.
Dieses MII KDS-Modul bezieht sich auf die Verwendung von PROs und PROMs im Forschungskontext. Wir freuen uns, mit unserer Spezifikationen Vorarbeiten für eine Erhebung und Austausch von PROM-Daten in der breiten Versorgungspraxis zu ermöglichen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Berechnung von Scores in Software dem Medizinproduktegesetz (MPG) unterliegen können.
Dieses MII KDS-Modul unterstützt vier zentrale Anwendungsszenarien für Patient-Reported Outcomes im deutschen Gesundheitswesen:
Ein Patient (Herr Hauff) berichtet beim Hausarzt von wiederkehrenden Angst- und Panikattacken und wird zur weiteren Diagnostik an eine Psychosomatische Klinik überwiesen. Die behandelnde Ärztin Dr. Schmidt bereitet das Aufnahmegespräch vor.
In Vorbereitung des Gesprächs füllt Herr Hauff auf einem Tablet den PHQ-9 Fragebogen aus. Das KIS informiert das ePROM-System, dass der PHQ-9 abgefragt werden soll. Die Fragebogendefinition ist lokal vorhanden und wird direkt an das Tablet übertragen.
Nach Abschluss des Fragebogens:
Abgeleitete Anforderungen:
Dr. Schmidt hat in mehreren Forschungsprojekten mit dem PHQ-9 gearbeitet. Es liegen umfangreiche PHQ-9-Daten vor:
Frau Dirsch vom Datenintegrationszentrum harmonisiert diese heterogenen Datenquellen in ein einheitliches FHIR-Format.
Abgeleitete Anforderungen:
Dr. Schmidt betreut ein Verbundprojekt "Depressive Erkrankungen und Burnout im Home-Office". Alle beteiligten Krankenhäuser nutzen den PHQ-9, aber mit unterschiedlichen ePROM-Systemen.
Die Harmonisierung erfolgt über die Datenintegrationszentren mit standardisierten FHIR-Profilen.
Abgeleitete Anforderungen:
Dr. Claussen ist ein Clinical Researcher und forscht an Sekundärdatennutzung zu Depression. Er nutzt dafür verteilte Analysen mit dem Forschungsportal für Gesundheit der Medizininformatik-Initiative. In ersten explorativen Anfragen hatte sich gezeigt, dass an verschiedenen Standorten verschiedene PROMs zum Einsatz kommen.
Herausforderung:
Verschiedene Standorte nutzen unterschiedliche Depression-PROMs (z.B. PHQ-9, BDI-II, PROMIS Depression); eine Vergleichbarkeit der PROM-Scores ist nicht gewährleistet
Lösung:
Cross-Domain-Mapping auf gemeinsame Depressionsdomäne durch:
Abgeleitete Anforderungen: