Berlin, 29.04.2022. Die Medizininformatik-Initiative (MII) hat ihre aktuellen Ergebnisse vom 26.-28. April 2022 auf der DMEA in Berlin präsentiert. An Europas wichtigster Digital Health-Veranstaltung nahmen mehr als 11.000 Besucherinnen und Besucher, mehr als 500 Aussteller und 300 nationale und internationale Speaker teil. Auf dem Berliner Messegelände wurden Innovationen rund um die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorgestellt – von Telemedizin und KI-Anwendungen über medizinische Informationssysteme, OP-Technik und DiGA bis hin zu IT-Infrastruktur und Hardware.
Bundesgesundheitsminister eröffnet DMEA
Eröffnet wurde die DMEA von Schirmherr Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach, der betonte: „Das deutsche Gesundheitssystem lässt sich nicht wesentlich weiterentwickeln, ohne dass wir einen strategischen Ausbau der Digitalisierung verfolgen. Daher verstehe ich mich nicht nur als Gesundheitsminister, sondern auch als Digitalisierungsminister." Er wolle den Ausbau der digitalen Infrastruktur im Gesundheitswesen beschleunigen und unter Aspekte des medizinischen Nutzens stellen und kündigte ein Strategiegesetz für die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland an.
Keynote der Bundesforschungsministerin
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger hob in ihrer Keynote am 28. April die Bedeutung der Medizininformatik-Initiative für den Fortschritt der Digitalisierung hervor: "Die Initiative leistet in Deutschland Pionierarbeit und wirkt als Motor beim Aufbau einer dezentralen Forschungsdateninfrastruktur."
In der MII werden Daten aus den Universitätskliniken zusammengeführt und vereinheitlicht. Diese Datenbasis verbessere die Patientenversorgung. Mit den Digitalen FortschrittsHubs Gesundheit werde auch die regionale Versorgung in Pilotprojekten eingebunden.
Mit dem Forschungsdatenportal für Gesundheit gehe die MII bei den wichtigen Themen Akzeptanz und Transparenz voran. Bürgerinnen und Bürger können über das Portal laufend Forschungsprojekte einsehen, die mit den im Rahmen der MII gesammelten Daten durchgeführt werden. Von Beginn an habe die MII Patientenorganisationen eingebunden. Der Dialog mit Patientenvertreterinnnen und -vertretern sei sehr wichtig, denn Innovationen seien nur dann erfolgreich, wenn die Menschen sie akzeptieren, so Stark-Watzinger. Auch die Zusammenarbeit mit der Gesundheitswirtschaft und anderen Initiativen sollte gestärkt werden. Forschung und Unternehmen hätten die Aufgabe, ihre Kräfte zu bündeln und den Dialog mit der Öffentlichkeit zu suchen. In der datengestützten Forschung liege die Chance auf eine individualisierte Medizin und die bestmögliche Versorgung der Menschen.
Session der Medizininformatik-Initiative
In der Session der MII "Medizininformatik-Initiative: Herzstück der datenbasierten Gesundheitsforschung in Deutschland" am 26. April präsentierte Sebastian C. Semler, TMF-Geschäftsführer und Leiter der MII-Koordinationsstelle, die Ergebnisse der ersten Förderphase der MII (2018-2022) wie den Broad Consent, das Vertragswerk und den Kerndatensatz unter Nutzung internationaler Standards. Er demonstrierte, wie die MII Versorgungs- und Forschungsdaten für Forschungsprojekte nutzbar macht. Dabei verbleiben die Daten am universitätsmedizinischen Standort, können aber für standortübergreifende Auswertungen standardisiert und pseudonymisiert zusammengeführt werden. Die MII habe sich als relevanter Bestandteil der Gesundheitsdatenarchitektur und Digitalstrategie im deutschen Gesundheitswesen etabliert. Synergien, Kooperation und Koordination zwischen nationalen Initiativen und Akteuren seien zukünftig notwendig.
Prof. Dr. Martin Sedlmayr, Direktor des Zentrums für Medizinische Informatik der Hochschulmedizin Dresden, stellte die bundesweite, dezentral-föderierte Forschungsdateninfrastruktur der MII vor und erläuterte die Architektur eines Datenintegrationszentrums (DIZ). Die Nähe eines DIZ zur Klinik-IT sei ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die erfolgreiche Datenintegration. Er stellte zudem die Relevanz der Infrastruktur heraus - ohne Datenintegrationszentrum werde zukünftig keine vernetzte medizinische Forschung mehr möglich sein.
Dr. Christine Mundlos, stellvertretende Geschäftsführerin der ACHSE e.V., legte den Fokus auf das Thema Patientenpartizipation am Beispiel des MII-Use Case CORD-MI und des Projekts PAFORSE. Ziel sei unter anderem, die Kommunikation zwischen Betroffenen von Seltenen Erkrankungen und Forschenden zu verbessern.
Positive Bilanz: Vernetzung und persönlicher Austausch
Im Verbändepavillon der DMEA war die TMF e.V. mit einem Stand vertreten, die als MII-Koordinationsstelle über die Initiative informierte und sich mit MII-Partnern und Interessierten vernetzte. Da die DMEA in den letzten beiden Jahren wegen der Corona-Pandemie nur digital stattfinden konnte, freuten sich die Teilnehmenden besonders über die Möglichkeit des persönlichen Austauschs in Präsenz. Auch der Veranstalter der DMEA, der Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e.V., zog eine positive Bilanz: Bei den Teilnehmerzahlen verzeichnete die DMEA ein Plus von vier Prozent gegenüber 2019.
Hintergrund:
In der Medizininformatik-Initiative (MII), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Medizin, Informatik und weiteren Fachrichtungen der deutschen Universitätskliniken zusammen. Ihr Ziel ist es, die Patientendaten, die während eines Klinikaufenthalts entstehen, bundesweit digital zu vernetzen. So kann mit diesen Daten geforscht werden, um Krankheiten zukünftig schneller und besser behandeln zu können. Das BMBF fördert die MII bislang mit rund 300 Millionen Euro.
Die TMF - Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. leitet die MII-Koordinationsstelle, die sie gemeinsam mit dem Medizinischen Fakultätentag (MFT) und dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands e.V. (VUD) betreibt.